- Bist du diejenige, die immer die Präsentationen für das nächste Businessreview vorbereit oder den Kuchen für die Kollegin backt?
- Wirst du bei jedem Umzug in deinem Freundeskreis fest eingeplant?
- Gehörst du zu den Menschen, die bei jeder Party zum Aufräumen bleiben?
Fällt es anderen leicht dich ins Laufen zu bringen? Dann gehörst du vermutlich zu den Menschen, die schlecht Neinsagen können.
Woran liegt das? Warum fällt uns das Neinsagen oft so schwer?
Wir sind zutiefst soziale und kooperative Wesen, denn unser Überleben hing lange Zeit von unserer Gruppenzugehörigkeit ab. Anderen zu helfen, stellte sicher, dass wir uns im Gegenzug selbst auf Schutz und Hilfe verlassen konnten, wenn es nötig war. Dieses Geben und Nehmen ist auch heute noch zutiefst in uns verankert.
In unserer Kindheit lernen wir gefällig und hilfsbereit zu sein und wir erfahren, dass Widerspruch sozial unerwünscht ist. Wenn wir also nein sagen, befürchten wir als egoistisch und unhöflich zu gelten, andere vor den Kopf zu stoßen und die Zugehörigkeit zu unserer Bezugsgruppe zu verlieren.
Was in früheren Zeiten unser Überleben gesichert hat, kann heute dazu führen, dass wir uns zu sehr für andere verausgaben und uns selbst und unsere Bedürfnisse aus dem Blick verlieren. Irgendwann wird die Belastung dann zu viel und es droht ein Burnout, nichts geht mehr. Soweit muss es nicht kommen!
6 Tipps, wie dir das Neinsagen leichter fällt:
1. Beobachte dich:
In welchen Situationen sagst du Ja, obwohl du lieber Nein sagen möchtest. Sind es konkret ausgesprochene Bitten oder reagierst du schon, weil du glaubst das etwas von dir erwartet wird? Mache dir deine Beweggründe bewußt und achte auf Stresssignale.
2. Was treibt dich an:
Was ist deine Motivation zu helfen und die Bedürfnisse anderer zu befriedigen, während du deine eigenen zurückzustellst? Hältst du dich für unentbehrlich, möchtest du geliebt werden, fühlst du dich verpflichtet, lässt du dich überrumpeln, hast du Angst als egoistisch zu gelten, etc. …Vielleicht findest du ein paar Glaubensätze, die du gerne über Bord werfen möchtest. Du bist liebenswert, auch wenn du einmal Nein sagst!
3. Achte auf deine Bedürfnisse:
Nimm dich selbst wichtig und schaue genau, was du zurückstellen musst, um eine ausgesprochene oder nicht ausgesprochene Bitte zu erfüllen. Welches Bedürfnis muss du zurückstellen und ist es dir das wert? Es geht nicht darum, nur noch egoistisch zu handeln, sondern sich nicht dauerhaft zu überfordern und eine überlegte Entscheidung für ein klares JA oder NEIN zu treffen.
4. Gehe achtsam mit deinen Ressourcen um:
Du hast deine Ressourcen nur einmal. Ein Nein ist ein Zeichen von Selbstbewußtsein und Selbstachtung. Es bedeutet, dass du dich und deine Bedürfnisse genauso respektierst wie die von anderen und genau abwägst an welcher Stelle du deine Ressourcen investierst. Ein klares Nein ist ein JA zu dir selbst. Wie wäre es vielleicht einmal mit einer Don’t do Liste?
5. Reagiere nicht sofort:
Für eine überlegte Entscheidung ist es hilfreich, sich erst einmal eine Bedenkzeit zu erbitten und das Anliegen zu prüfen. Am besten du legst du dir schon im Vorfeld ein paar Sätze zurecht, in denen du auch dein Verständnis für das geäußerte Anliegen ausdrückst. So vermeidest du überrumpelt zu werden. „Ich verstehe, dass du dir hier Unterstützung wünschst, doch ich kann dir das gerade nicht versprechen”, oder … ich möchte noch einen Augenblick darüber nachdenken.“, oder …ich bin gerade in Gedanken, kann ich dir das später sagen.“, oder …ich möchte erst noch einmal Rücksprache halten, ich melde mich dann.“
6. Übe in den Kleinigkeiten:
Die gute Nachricht ist, Neinsagen kann man lernen. Ruhig, verständnisvoll, freundlich und klar. „Nein danke, ich möchte lieber nicht.“ Vermeide lange Begründungen und/oder Ausreden, weil dir dein NEIN unangenehm ist. Hilfreich ist eine eindeutige und klare Formulierung, unterstützt durch eine entsprechende Körpersprache. Du hast dir dein Nein gut überlegt und kannst selbstbewußt zu deiner Entscheidung stehen. “Ich verstehe, dass dir das jetzt wichtig ist, doch ich kann/möchte dir hierbei gerade nicht weiterhelfen.“
Wie oft sagst du Ja, obwohl du lieber Nein sagen möchtest?
Neinsagen ist für viele Menschen schwierig, denn es steht oft nicht im Einklang mit unserem Bedürfnis nach Kooperation und Harmonie. Trotzdem ist ein abgewogenes und gut kommuniziertes NEIN wichtig, damit du dich rechtzeitig abgrenzen kannst, mehr Kapazitäten und weniger Stress hast und gut für dich sorgst. Ein klares NEIN ist ein klares JA zu dir :)
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